Organisch züchten ist voll im Trend und findet immer mehr Anhänger - Guerilla Growing Cannabis
Es ist immer wieder erstaunlich, welche unverhofften Ereignisse das Leben für jeden einzelnen von uns bereithält. So begegnen uns nach einer Party auf dem Parkplatz drei sympathische Leute, die ausgelassen singen und tanzen. Unsere Autos stehen nebeneinander geparkt. Nach freundlichem Hin-und-her-Gegrinse sagte der große Blonde unter ihnen: „Ey, seid ihr nicht die Leute von der grow!?"
so kommen wir gleich ins Gespräch. Wie sich herausstellt, sind wir uns schon früher auf der HanfParade in Berlin einmal kurz begegnet. Ja, die Welt ist klein und meistens trifft man sich mehr als einmal. Das Mädchen mit den Dreads schüttelt uns die Hand: „Ich bin Betty". Sie blickt rüber zu dem großen Blonden und sagt weiter: „Das ist mein Liebster, der Klausi und der da neben ihm, mit dem bärtigen Gesicht, ist unser bester Freund Herby. Wir wohnen zusammen in einer WG. Vielleicht habt ihr ja Lust, uns besuchen zu kommen und ein Guerilla-Growing Interview zu machen?" Wir verabreden, uns bald zu treffen.
Nach einer relaxten Autofahrt halten wir vor dem angesagten Haus. Wir sind noch nicht ausgestiegen, da geht schon die Türe auf und zwei große Hunde stürmen aus dem Haus, die Treppe runter. „Da seid ihr ja endlich!", ruft Betty und lacht uns freudestrahlend an. Wir gehen ins Haus. In der Küche treffen wir auf die beiden anderen. „So, jetzt wird erst mal der »Willkommensjollie« entzündet", begrüßt uns Herby und raucht lässig einen extra langen Joint an. Klausi stellt Tassen auf den Tisch und gießt den Kaffee ein.
grow! Euch scheint es ja richtig gut zu gehen.
Klausi: Ja, das stimmt. Wir genießen bewusst den Augenblick und haben meistens gute Laune.
Betty: Das Leben ist zu kurz und wunderbar, um Trübsal zu blasen. Zwar haben wir auch manchmal kleine Depressionen, aber dagegen hilft doch unser gutes Kraut!
Herby: Wohlwahr, unser Homegrown ist Top. Organisch gedüngt und frühzeitig gespült.
grow! Erzählt doch mal, wie es dazu gekommen ist, dass ihr Cannabis konsumiert?
Betty: Bei mir kam es indirekt durch meinen Freundeskreis. Auf einmal hatte jemand ein Winztütchen mit Grasresten am Start ... von der großen Schwester stibitzt. Das haben wir dann geraucht und danach stundenlang über alles Mögliche gekichert. Wenn ich heute daran denke, muss ich lächeln, wahrscheinlich haben wir den Rauscheffekt etwas übertrieben gespielt ...
Klausi: ... der Herby hat nicht umsonst seinen Namen bekommen. Er ist ja auch schon ein paar Jahre weiser als wir (er zwinkert Herby zu).
Herby: Ja, der Klausi ... Er war ganz schön neugierig, und manchmal etwas nervig und hat mich so lange bekniet, mit ihm einen Joint zu rauchen, dass ich schließlich die Nase voll hatte und eine besonders fette Tüte baute!
Betty: Armer Klausi ...
Klausi: Na ja, so schlimm war es gar nicht. Immerhin bin ich da auf den Geschmack gekommen. Ja, dank Herby, er ist unser Herbspezialist.
grow! Und wir dachten, Herby kommt von Herbert ...
Betty: Nee, von Herb, dem Kraut. Manchmal nennen wir ihn auch HolyHerby ..., aber nur, wenn er ganz lieb ist. Wir wollen es ja nicht übertreiben! Nicht das Herby noch Höhenflüge kriegt ...
grow! Aha, wie kamt ihr dann zu der Grow-Anlage?
Klausi: Herby hatte schon immer ein Händchen für Pflanzen und eine besondere Leidenschaft für Cannabis. Er hat schon vor mehr als io Jahren Hanf angebaut.
Herby: Ja, das stimmt. Ich habe früher eine Zeit lang in den Niederlanden gelebt und dort bei Kumpeln einiges über den Indooranbau gelernt. Damals habe ich einen Teil meines Einkommens damit verdient, dass ich Indoorgrowern meine Hilfe als »Knipper« angeboten habe. Das war oft sehr lustig, weil man mit vielen interessanten Menschen zusammensaß und bei der Arbeit gratis rauchen durfte. Zudem kam ich so extrem günstig an mein Gras. Doch diese Zeiten sind lange her und nun leben wir hier schon seit über 7 Jahren zusammen und so lange läuft auch schon die Grasanlage.
grow! Schon seit 7 Jahren? Hattet ihr deswegen nie Arger mit der Polizei?
Klausi: (klopft dreimal mit der Faust leicht auf den Küchentisch) Nein,
glücklicherweise leben wir hier bisher unbeschieden in Ruhe und Harmonie.
Herby: Wir halten die Bälle flach, leben einfach und unauffällig, sind immer freundlich und Herr, (blickt kurz auf Betty B.) bzw. Frau unserer Sinne.
Betty: Wir machen ja auch nichts Schlimmes! Die paar Hanfpflanzen sind fast nur für den Eigenbedarf. Wir geben nur etwas an gute Freunde zum Selbstkostenpreis weiter. So haben wir einen Kumpel, der an grauem und grünem Star erkrankt ist und kaum noch sehen kann. Er macht sich aus den Blättern unserer Pflanzen Butter, die er dann zu Plätzchen bereitet. Die Plätzchen wirken bei ihm besser, als das Gras zu rauchen ...
Herby: Sollen wir die Besichtigung mal starten?
grow! Ja, gerne. Wir sind schon sehr gespannt.
Der Weg geht einmal quer durchs Haus, hinaus auf den Hof und wieder hinein in ein Nebengebäude. Dort geht es in den Keller und hinter zwei weiteren Türen liegt der Growraum. Das Licht ist so hell, dass man erst mal voll geblendet ist.
Herby: Ja, das ist schon der Hammer, was die Lampen an Licht bringen. Hier ist der Blüteraum. Wir arbeiten mit zwei 600-Watt Industrias und einer 400-Watt-Lampe Marke »billig«. Die Lampen sind immer noch die gleichen wie am Anfang. Nur die Leuchtmittel haben wir regelmäßig erneuert.
grow! Wie lange dauert es, bis sie ausgetauscht werden?
Klausi: Spätestens nach zwei Jahren kommen frische Leuchtmittel rein. Darauf achten wir genau und führen sogar Buch darüber.
grow! Wie verteilt ihr die Arbeit im Growraum? Hat jeder spezielle Aufgabenfelder zu erledigen?
Betty: So ganz eng sehen wir das nicht. Wichtig ist, dass sich immer gut um die Anlage gekümmert wird. Manchmal wechseln wir uns mit den Arbeitsschritten ab und ein anderes Mal arbeiten wir alle gemeinsam, wie es halt passt.
grow! Wie vernünftig und diszipliniert, unglaublich.
Herby: Na ja, Betty hat leicht reden. Sie ist manchmal tagelang nicht daheim ...
grow! Also doch nicht ...?
Betty zieht eine Fratze und streckt Herby die Zunge heraus. Alle lachen.
Herby: Ich hab halt am meisten Zeit und bin leidenschaftlich gerne bei den Pflanzen. Für mich ist das Therapie pur — Balsam für die stressgeschundene Seele — seufz!
grow! Welche Sorten baut ihr an? Klausi: Zurzeit Orangebud.
grow! Arbeitet ihr mit Stecklingen, Mutterpflanzen oder mit Samen?
Klausi: Wir schneiden unsere Stecklinge etwa zwei Wochen vor der nächsten Ernte von den Mutterpflanzen. Das machen wir, genauso wie die Ernte, alte gemeinsam.
Betty: Ja, da sind wir ein gut eingespieltes Team. Wenn die Pflanzen geerntet wurden und die Stecklinge gewurzelt haben, kommen diese Stecklinge unter die Blütelampen und der nächste Zyklus startet.
grow! Wie oft könnt ihr ernten?
Herby: In der Regel blühen die Pflanzen 8 Wochen,
dazu kommt noch eine Woche Wachstum bei 18 Stunden zu Beginn unter den Natrium-Hochdruck-Lampen. So können wir alle neun Wochen ernten. Fünfmal im Jahr.

grow! Wie geht der Ernteprozess bei euch ab?
Betty: Nachdem die Pflanzen abgeschnitten wurden, zerschneiden wir sie in einzelne Buds, die wir dann, in der Dunkelkammer, auf Trockensieben ausbreiten. Dort bleiben sie mindestens io Tage liegen.
Herby: Wichtig ist, darauf zu achten, dass es nicht zu schnell trocknet. In der ersten Woche würde ich empfehlen, die Temperatur auf 20 Grad, bei einer Luftfeuchtigkeit von 6o %, einzustellen. In der zweiten Woche der Trocknung kann die Temperatur bis auf 25 Grad und die Luftfeuchtigkeit auf 45-5o % eingestellt werden.
Klausi: Früher haben wir die Pflanzen noch auf Wäscheleinen getrocknet. Das dauerte einige Tage länger. Außerdem ist es viel einfacher, die Buds im frischen Zustand zu maniküren als getrocknet. Aber das ist vielleicht eher meine persönliche Meinung.
Herby: Nach der zweiwöchigen Trockenzeit packen wir die Ernte in Plastiktüten mit Klippverschuß und lagern sie trocken, kühl und dunkel. Nach ein paar Tagen öffnen wir die Tüten, um den Trocknungsgrad zu kontrollieren. Ist alles in Ordnung, werden sie wieder verschlossen. Sollte noch zuviel Restfeuchte vorhanden sein, lassen wir die Tüten noch ein paar Stunden leicht geöffnet liegen und wiederholen diesen Vorgang, falls nötig, am nächsten Tag noch einmal. Je besser die Trocknung, desto besser die Qualität. Das wird oft nicht hoch genug eingeschätzt.
grow! Was haltet ihr von der rechtlichen Situation um Cannabis?
Herby: Unfassbar, wie ignorant die Politiker sind. Obwohl es genügend Forschungsergebnisse von anerkannten Experten gibt, die Cannabis als ungefährlich einstufen, wird immer noch an der Kriminalisierung festgehalten. Wie so oft regiert nicht die Vernunft. Wir werden für dumm verkauft und sollen alles schlucken...
Betty: Fragt sich nur, wie lange noch. Das kann nicht ewig so weitergehen. Die Menschen werden immer schlauer und werden nicht mehr alles glauben. Bestes Beispiel sind gerade die Skandale um Kindesmissbrauch bei der Kirche.
Klausi: Ja, das finde ich auch. We gonna fight, fight for our rights, so let's legalise the holy herb.
grow! In diesem Sinne wünschen wir euch alles Gute und bedanken uns für euere Gastfreundschaft.